Erwin Berger, MAS
Volkshilfe Österreich
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Bei der Tagung übten Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, und Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich und Vorsitzender der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ), Kritik an der Bundesregierung wegen des seit Jahren anhaltenden Stillstands in der Pflegereform. Die Bedingungen müssen sowohl für die zu pflegenden und zu betreuenden Menschen als auch für die Beschäftigten dringend verbessert werden, sonst droht das System zu kollabieren und ein Pflegenotstand würde eintreten. Zehntausende Beschäftigte drohen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu fehlen. Es müssen daher umgehend massiv mehr finanzielle Mittel und bezahlte Ausbildungsmöglichkeiten für die Beschäftigten zur Verfügung gestellt werden. Nicht zuletzt bedarf es auch angesichts der explodierenden Teuerung dringend mehr Wertschätzung in Form besserer existenzsichernder Ausbildungs- und Entlohnungsbedingungen für die Pflege-, Betreuungs- und Sozialberufe, forderten Roman Hebenstreit und Erich Fenninger.
Gerade die Corona-Pandemie habe auf viele unserer Lebensbereiche massive Auswirkungen gehabt und den Menschen viele gesellschaftliche Ungerechtigkeiten vor Augen geführt, aber auch gezeigt, wie systemrelevant die rund 400 Mitgliedsbetriebe und -vereine des SWÖ mit den über 100.000 Beschäftigten für die Menschen sind, waren sich Fenninger und Hebenstreit bei der Veranstaltung einig.
„Es ist mir völlig unverständlich, dass die Politik noch immer nicht reagiert und noch immer nicht mehr Mittel für Arbeits- und Ausbildungsplätze bereitstellt.“ (Erich Fenninger, Volkshilfe-Direktor und SWÖ-Vorsitzender)
Denn derzeit sei es so, dass sich am Beruf Interessierte die Ausbildung selbst finanzieren müssten. „Das muss sich erst einmal jemand leisten können. Aber auch die Betriebe selbst müssen mit mehr finanziellen Mitteln ausgestattet werden, um sich für ihre Beschäftigten eine bessere Bezahlung leisten zu können. Die angekündigte Pflegereform und die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel müsse daher endlich in die Gänge kommen“, fordert Fenninger.
„Pflege und Betreuung sind ein Menschenrecht. Jeder Mensch hat seine Würde. Unabhängig davon, in welchem körperlich-geistig-seelischen Zustand er sich befindet, muss diese Würde garantiert sein“, betont Roman Hebenstreit. Der vida-Vorsitzende fordert daher auch die Etablierung einer österreichweiten evidenzbasierten Personalbedarfsberechnung und verbindliche Kriterien für die Personaleinsatzplanung als Sofortmaßnahme. Denn Beschäftigte sollten keine psychisch und physisch stark belastenden Nachtdienste mehr allein leisten müssen.
„Bei allen Herausforderungen in den Pflege- und Betreuungsberufen muss für die Beschäftigten ein gutes Leben ohne finanzielle Sorgen möglich sein. Und schließlich müssen diese für die Gesellschaft und die Menschen unersetzlichen und wertvollen Berufe auch Freude machen.“ (Roman Hebenstreit, Vorsitzender Gewerkschaft vida)
Alle Fotos: Christian Fischer, copyright vida
11. Mai 2022