Bundesländer
Aktionen

Volkshilfe unterstützt armutsbetroffene Schüler*innen finanziell

Hoher Bedarf bei Digitalisierung und kostenfreier Ganztagsbetreuung

Der Bildungsfonds der Volkshilfe „Lernen.Möglich.Machen“ unterstützt seit April 2021 armutsbetroffene Kinder in ganz Österreich. 60 Prozent aller Ansuchen haben sich bisher auf die Anschaffung von digitalen Lerngeräten bezogen. Auch ein Mehrbedarf an kostenfreier Ganztagesbetreuung wird aus der Analyse des Fonds deutlich.


 

Wenn man auf die aktuelle Schulkostenstudie der Arbeiterkammer blickt, machen den größten Anteil an laufenden Kosten Computer, Tablets und EDV aus. „Das deckt sich mit den Anträgen an unseren Bildungsfonds“, so Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich. „60 Prozent aller Ansuchen haben sich seit dem Start des Fonds im April auf die Anschaffung von digitalen Lerngeräten bezogen. Der Bedarf ist durch das Home Schooling hier enorm gestiegen und konnte durch das Bildungsministerium bis heute nicht gedeckt werden. Daneben sehen wir einen Mehrbedarf an kostenfreier Ganztagesbetreuung, wenn wir die Anträge der armutsbetroffenen Familien analysieren. Auch da gibt es eine Parallele zur AK-Studie, die zeigt, dass 26% der befragten Eltern im Schnitt fast 1.000 Euro im Jahr für die Nachmittagsbetreuung pro Schulkind ausgeben müssen. Schule ist in Österreich nach wie vor alles andere als gratis.“


Armutsbetroffene Familien: Angst vor dem Schulstart stets präsent
 

„Bei armutsbetroffenen Familien ist die Angst vor dem Schulstart immer präsent. Das zeigt sich auch in unseren Beratungsgesprächen, wenn Eltern von den schlaflosen Nächten schon Wochen vor Schulanfang oder vom – Zitat: Horror des Schulbeginns sprechen.“, sagt Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe Österreich.

Eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern schreibt in ihrem Ansuchen an den Bildungsfonds: „Ich hatte unsere Situation gut im Griff, dann kam Corona. Meine Kinder waren monatelang zu Hause, dadurch haben wir viel mehr verbraucht, Strom, Wärme, Lebensmittel. So bin ich wieder in die Schulden gerutscht. Corona hat für mich und meine Kinder viel zerstört. Mal Schule, mal daheim. Für das Home Schooling musste ich ein Tablet kaufen, damit meine Kinder auf die Edu-Page zugreifen können.“

Und ein Vater erzählt im Beratungsgespräch mit der Volkshilfe: „Mein älterer Sohn hat letztes Jahr auf das Gymnasium gewechselt. Wir haben dafür erst ein Tablet von der Schule ausgeborgt, aber die Aufgaben für seinen Informatikkurs kann er darauf nicht erledigen. Darum möchte ich ihm im Herbst einen Laptop besorgen. Außerdem ist sein Rucksack in diesem Jahr kaputt gegangen.“

Die durchschnittlichen Kosten, die Eltern pro Kind und Schuljahr aufbringen müssen, liegen aktuell bei 1.468 Euro. Vor 5 Jahren lagen sie noch bei 855 Euro. „Wenn ich als armutsbetroffene Familie fast doppelt so viel meines Haushaltseinkommens für Schulkosten ausgeben muss, wie der Durchschnitt, wird schnell klar, dass Bildungschancen in Österreich nicht gleich verteilt sind.“, kommentiert Sacher die Zahlen der aktuellen Schulkostenstudie der AK.

„Besonders teuer sind die Kosten für ein Kind in der AHS- oder BHS-Oberstufe. Hier liegt eine der Ursachen für die hartnäckige Vererbung von Bildung in Österreich, wenn Kinder aus finanziellen Gründen nicht die gewünschte schulische Ausbildung ergreifen können. Die Volkshilfe fordert daher die Einführung einer Gesamtschule für alle 6 bis 14jährigen, um die strukturelle Diskriminierung von armutsbetroffenen Kindern zu verringern. Langfristig geht es um die soziale Absicherung der Kinder über die Einführung einer Kindergrundsicherung.“, so Fenninger abschließend.


Alle Informationen zum Bildungsfonds: www.kinderarmut-abschaffen.at/angebot/bildung-fuer-alle-kinder/

Spenden für den Bildungsfonds: www.kinderarmut-abschaffen.at/meine-spende/jetzt-spenden

6. August 2021

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON

alt text Logo Wiener Staedtische alt text