2020 wurde von der Regierung als Jahr der Pflege ausgerufen. Inklusive großer geplanter Reform in vielen wichtigen Bereichen. Dann kam Corona. Doch gerade die Krise zeigt, wie wichtig eine rasche Umsetzung der Forderungen ist. „Ohne eine weitreichende Pflegereform werden wir uns in der nächsten Krise nicht mehr auf die Pflege stützen können“, mahnt Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, anlässlich des Tags der Pflege am 12. Mai.
Trotz Corona
Wohlwissend, dass im Gesundheitsministerium derzeit rund um die Uhr an Maßnahmen gegen die Corona-Krise gearbeitet wird, fordert Fenninger die angekündigte Pflegereform wie geplant anzugehen. „Die Pflegerinnen und Pfleger, aber auch die Gepflegten selbst, haben es sich verdient, dass die lang fällige Pflegereform trotz, oder gerade wegen Corona, jetzt nicht verschoben wird. Für die Pflege gab es kein Homeoffice, Schutzausrüstung war Mangelware. Dennoch haben diese Menschen in den letzten Monaten ihre Arbeit fortgesetzt. Jetzt muss aus den Danksagungen von Politik und Öffentlichkeit eine nachhaltige Pflegereform werden“, so Fenninger weiter. Die Volkshilfe Österreich fordert seit Jahren eine grundlegende Reform des Pflegesektors und bekräftigt einmal mehr die Forderungen nach Ausbau der flächendeckenden, leistbaren (teil)stationären Betreuungs- und Entlastungsangebote, die Ausrollung der Demenzstrategie und den Rechtsanspruch auf Pflege- und Betreuungsleistungen sowie Anwesenheitsdienste.
Pflegereform mit Einbindung der ExpertInnen im Feld
Eine solch grundlegende Reform des Pflegesektors könne nur mit der Einbindung von ExpertInnen geplant und umgesetzt werden. Bisher habe es seitens des Ministeriums noch keinen konkreten Terminvorschlag für die Einbindung einer solchen Taskforce gegeben. „Eine Pflegereform braucht die Erfahrung und das Wissen der am Gemeinwohl orientierten freien Trägerorganisationen der mobilen und stationären Pflege sowie der unterschiedlichen Betreuungsdienstleistungen“, so Fenninger weiter. „Unsere Hand zur Zusammenarbeit ist ausgestreckt.“
Die Pandemie zeigt uns, dass gut ausgebildete Fachkräfte im Pflegebereich eine überlebenswichtige Ressource sind, die ein System zum Kippen bringen kann. Pflege ist daher kein Thema, das man auf später vertagen darf, warnt auch Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe Österreich: „Wenn wir nur zehn Jahre in die Zukunft schauen, braucht Österreich über 70.000 Menschen mehr in der Pflege. Worauf wollen wir noch warten?“