Barbara Gross fordert mehr Wertschätzung für Frauen und konkrete Maßnahmen, um Ungleichheit entgegenzuwirken.
Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März sagt Barbara Gross, Präsidentin der Volkshilfe Österreich: „Gleichstellung und die damit verbundene Entwicklungsfreiheit der Menschen macht Österreich insgesamt freier, fairer und erfolgreicher“. Länder mit einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis seien ökonomisch und sozial balancierter und kulturell innovativer, belegen auch Studien. „Zwar wurden in den vergangenen Jahren bereits wichtige Schritte in diese Richtung gesetzt, jedoch bleibt für die vollständige Verwirklichung dieses Ziels noch einiges zu tun“.
Diskriminierung
Österreich habe nach wie vor im EU-Vergleich mit 16,3 Prozent einen der größten Gender Pay Gaps, sagt Barbara Gross. Der hohe Gap gehe in Österreich, aber auch in anderen Ländern gleichzeitig mit einer hohen Frauenerwerbsquote und einer hohen Teilzeitquote bei den Frauen einher. Am Beispiel der Skandinavischen EU-Mitgliedsstaaten zeige sich jedoch, dass eine hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen nicht zwangsweise zu einem hohen Gender Pay Gap führt, erklärt die Präsidentin: „Der Gender Pay Gap in Österreich ist nur zu einem kleinen Teil durch Faktoren wie Branche, Beruf, Ausmaß der Beschäftigung sowie Unterschiede in der Dauer der Zugehörigkeit erklärbar. Größtenteils lässt sich der hohe Gap jedoch laut empirischen Studien auf Diskriminierung zurückführen“. Es sei hoch an der Zeit, dem entgegenzuwirken. Zudem belege der neue Sozialbareicht, dass 76 Prozent des Beschäftigungswachstums von teilzeitarbeitenden Frauen getragen wird. „Das verlangt einerseits nach Wertschätzung und Anerkennung“, sagt die Präsidentin. Andererseits brauche es Quoten und Begünstigungen, Bildungsmaßnahmen in den Schulen und Kindergärten und bessere Entlohnung typischer Frauenberufe.
Chancengleichheit
Zudem sei sowohl bezahlte als auch unbezahlte Arbeit sehr ungleich zwischen Frauen und Männern aufgeteilt: „Frauen leisten zwei Drittel ihrer gesamten Arbeit unbezahlt. Während sie einer Erwerbsarbeit nachgehen, führen sie nämlich größtenteils alleine die unbezahlte Hausarbeit durch, die die Pflege- und Erziehungsarbeit beinhaltet sowie Waschen, Putzen, Kochen, Bügeln, die Planung des reibungslosen Zusammenlebens, der Geburtstagsfeiern und Ausflüge“. Bei Männern sei es umgekehrt: Sie würden für den Großteil ihrer Arbeit bezahlt werden. Nur ein Fünftel der Arbeit, die Männer leisten, sei unbezahlt. „Chancengleichheit beginnt im eigenen Haushalt. Diese zu fördern, verlangt nach konkreten Maßnahmen: Noch stärkere Förderung der Vaterkarenz, Bildungsmaßnahmen, um Gender-Rollen entgegenzuwirken, Entstigmatisierung der Haus- und Erziehungsarbeit wären erste Schritte in die richtige Richtung“, so Barbara Gross.
Talente nutzen
Als ökonomisch sehr sinnvoll beschreibt die Präsidentin abschließend den Vorschlag, Talente effizienter einzusetzen. Die anhaltende Separierung am Arbeitsmarkt zwischen Frauen- und Männerbereiche würde uns nämlich allen schaden: „In vielen Bereichen lassen sich Menschen bei der Berufswahl immer noch von geschlechterspezifischen Vorstellungen einschränken. Wenn alle Menschen ihre Berufswahl aufgrund ihrer Talente treffen würden, hätte das gesamtgesellschaftliche Vorteile“.