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Internationaler Frauentag

Tina’s Desserts

Selbst ist die Frau

Valentina Saraqini (52) hat schon einiges erlebt in ihrem Leben. Krieg, Verlust der Arbeit, des Zuhauses, des Familiengeschäfts. Trotz aller Schwierigkeiten gibt sie nie auf, ermöglicht ihren drei Kindern eine gute Ausbildung, schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Der Wunsch irgendwann Unternehmerin zu sein, begleitet sie aber durch all die Jahre. Heute ist er endlich Realität geworden.

Valentina Saraqini lebt mit ihrer 5-köpfigen Familie in Gjakova, im Kosovo. Ihre beiden Töchter sind aktuell auf Arbeitssuche. Das belastet das Familieneinkommen. Doch das ist nicht die erste große Prüfung für die Familie. Im Kosovo-Krieg wurden ihr Haus und Geschäft niedergebrannt. Man verlor auf einen Schlag alles, stand vor den Trümmern der eigenen Existenz. Doch Valentina und ihr Mann haben sich weiter durchgekämpft, er als Fahrlehrer, sie als Verkäuferin. Mit der wachsenden Familie, wurden aber auch die Ausgaben größer und so nahm Valentina einen Job als Reinigungskraft in einer Bank an. Doch eines Tages wird die Filiale geschlossen, und wieder heißt es für die Familie, von vorne beginnen.

Vom Wunsch zur Wirklichkeit

Dabei wollte Valentina eigentlich immer schon Unternehmerin werden. Ursprünglich hat sie Wirtschaft studiert, zwei Jahre, bevor der Krieg ausbrach. Mit der Geburt der Kinder später, konnte sie das Studium dann nicht mehr abschließen. Doch der Wunsch selbständig zu sein blieb immer. Was fehlte, waren die Mittel und professionelle Unterstützung.

Also machte sich Valentina eines Tages im Internet auf die Suche nach möglichen Unterstützungen für Gründer*innen. Und so stieß sie auf das SEED-Projekt der Volkshilfe, das im Kosovo Frauen und Mädchen beim Einstieg in die Berufslaufbahn oder eine Selbstständigkeit unterstützt. Das Training im Bereich Hotelfach/Konfiserie dauerte drei Monate und umfasste sowohl Theorie als auch Praxis.

Gleich nach Ende des Kurses startete sie mit ihrem kleinen Kuchenbusiness in den eigenen vier Wänden. Ihre Kuchen und Bäckereien postete sie bald in den sozialen Netzwerken und gewann so schnell die ersten Kunden*innen. Nach und nach konnte sie ihre neue Kuchenwerkstatt immer professioneller ausstatten und eine immer größere Vielfalt anbieten. Mittlerweile vermarktet sie sich recht erfolgreich auf Facebook und hat einen Vertrag mit einem Restaurant, das ihre Mehlspeisen exklusiv bezieht.

Tina’s  Desserts

Wenn man die Unternehmerin fragt, was sie anderen Frauen mit auf den Weg geben würde, sagt sie: “Ich sehe so viele Frauen in diesem Land, die sich nicht genug zutrauen. Ihnen möchte ich sagen, dass mit Einsatz und Selbstvertrauen alles möglich ist, was sie erreichen wollen. Lebt eure Träume!”

Ihren Traum lebt Valentina unter dem Markennamen “Tina’s Desserts” und sichert sich damit ein gutes Einkommen, das über dem Durchschnittseinkommen im Kosovo liegt. Damit kann sie auch ihre Familie unterstützen. Expansionspläne gibt es ebenfalls bereits. Viele ihrer Kund*innen wollen nämlich mehr von Tina. Eine größere Küche und ein paar zusätzliche Bäcker*innen, die sie anstellen will – das sind die nächsten Ziele. Und wenn sich die Situation mit Corona irgendwann normalisiert hat, gerne auch ein eigenes kleines Café.

Das Projekt SEED – Ausbildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen für Frauen und Jugendliche am Westbalkan – wird durch die Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und die Volkshilfe gefördert. 

Fotos: Copyright Dini Begolli http://dinibegolli.com/

8. März 2021

Fotos: Copyright Dini Begolli http://dinibegolli.com/

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