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Sozialbarometer zum Thema Demenz

Diagnose Demenz führt zu sozialem Ausschluss und Diskriminierung

Mit ihrer Plakatkampagne hat die Volkshilfe in den letzten Wochen darauf aufmerksam gemacht, dass die Krankheit Demenz in unser gesellschaftliches Leben integriert werden muss, leitet Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich die heutige Pressekonferenz zum Weltalzheimertag ein: „Der lange, oft sehr intensive Weg des fortschreitenden Abbaus der Kräfte und Fähigkeiten findet momentan kaum Beachtung in der Öffentlichkeit. Rund 130.000 Betroffene in Österreich und unser gesellschaftlicher Umgang mit ihnen dürfen jedoch nicht einfach ignoriert werden. Vor allem weil wir wissen, dass sich diese Zahl bis 2050 mehr als verdoppeln wird.“

Fenninger zum Weltalzheimertag: „Ein Leben in Würde trotz Demenz ist möglich!“

Es sei wichtig, die Perspektive auf die Krankheit zu verändern, meint Fenninger: „Demenz verwirrt – nicht nur die Erkrankten selbst, sondern alle, die mit ihr in Berührung kommen: Familienmitglieder, FreundInnen, Pflegende, ÄrztInnen, ArbeitgeberInnen – die gesamte Bevölkerung. Während des Krankheitsverlaufs durchleben die Betroffenen und ihre Familienmitglieder eine immer stärker werdende Entfremdung von ihrem bisherigen Leben. Soziale Isolation und Ausgrenzung sind oft die Folge. Das muss sich ändern.“

Demenziell Erkrankte erleben sozialen Ausschluss

Dass die österreichische Gesellschaft für die Problematik sensibilisiert ist, zeigt der neue Sozialbarometer, eine regelmäßig in Zusammenarbeit mit SORA durchgeführte sozialpolitische Umfrage. Fast drei von vier Befragten (74%) sind davon überzeugt, dass Demenz-Erkrankte und ihre Angehörigen bereits aufgrund ihrer Diagnose soziale Kontakte verlieren und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden. Fast die Hälfte der Befragten (48%) gibt folglich auch an, dass sie die Diagnose Demenz so lange als möglich geheim halten würden, wenn sie persönlich betroffen wären. Fenninger: „Das zeigt: Wir müssen unsere Perspektive auf Demenz verändern und sie als das sehen, was sie für immer mehr Menschen ist: ein Teil ihres Lebens. Und als solchen Teil müssen wir sie anzunehmen und – ja! – auch wertzuschätzen lernen.“

Als ersten Schritt eines Abbaus sozialer Ausgrenzung sei es wichtig, die Betroffenen stärker wahrzunehmen. Laut Sozialbarometer glaubt momentan lediglich einer von vier Befragten, dass im öffentlichen Raum wie beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmittel auf Betroffene Rücksicht genommen wird. Daraus schließt der Direktor: „Das Bild von Demenz muss sich ändern. Mit Information und Sensibilisierung müssen wir bestehende Ängste abbauen und vor allem klarmachen, dass von Demenz Betroffene ein Recht auf soziale Teilhabe und ein gelingendes Leben haben.“.

Persönlicher Kontakt reduziert Berührungsängste

Dass persönlicher Kontakt zu Betroffenen Berührungsängste reduziert, macht der Sozialbarometer ebenfalls klar. Während 30 Prozent der Befragten, die persönlich keine betroffene Person kennen, eine Begegnung als unangenehm empfinden, sind es bei jenen, die persönlichen Kontakt zu Betroffenen haben nur 21 Prozent. Dieses Muster spiegelt sich auch in der Frage wieder, ob die Pflege und Betreuung eines an Demenz erkrankten Angehörigen den Befragten Angst machen würde: Jenen, die Betroffene persönlich kennen, macht der Gedanke weniger Angst als jenen, die keine Betroffenen kennen (50 Prozent zu 63 Prozent).

#WürdeTrotzDemenz

Wortwörtlich übersetzt heißt das lateinische Wort Demenz „weg vom Geist“ bzw. „ohne Geist“. Fenninger wehrt sich dagegen, dass sich die wortwörtliche Übersetzung im Umgang mit der Krankheit in der Gesellschaft wiederspiegelt: „Wir wissen, dass bei Demenz die Fähigkeit, Alltagsprobleme zu lösen, abnimmt sowie die sensomotorischen und sozialen Fertigkeiten der Sprache und die Kontrolle emotionaler Reaktionen. Nichtsdestotrotz oder grade deshalb haben Betroffene sowie ihre Angehörigen ein Recht auf ein Leben in Würde.“ Es sei wichtig, unseren Blickwinkel auf die Krankheit zu verändern, fährt der Direktor fort: „Autonomie trotz Demenz kann wertschätzend sein und ist eine Frage der Betrachtungsweise. Legt man das Augenmerk auf die im Krankheitsverlauf verbleibenden Ressourcen, wie beispielsweise die erhöhte Emotionalität, gelangt man zu einer ganz anderen Sichtweise und zu einem ganz anderen Miteinander.“

Der Volkshilfe sei es wichtig, ein Umdenken anzuregen, sagt Fenninger abschließend: „Demenz bringt Herausforderungen für die Betroffenen und ihre Angehörigen mit sich. Aber sie gehört mittlerweile nun einmal zu einem erfüllten, langen Leben mit dazu. Ein würdevolles Leben mit Demenz ist möglich.“

Die Volkshilfe im Bereich Demenz

Die Volkshilfe setzt in ganz Österreich unterschiedliche Schwerpunkte im Bereich Demenz. Mit Demenzdiagnostik, Demenzberatung, mobiler Demenzbetreuung und multiprofessionellen Demenzteams sowie Tageszentren und Stammtische für pflegende Angehörige werden nicht nur Betroffene, sondern auch ihre Angehörigen betreut. Klettern gehört genauso zu den angebotenen Therapieformen wie Gedächtnistraining, Gartenarbeit oder Bewegungstraining. Mit dem Fonds Demenzhilfe Österreich werden Betroffene außerdem finanziell unterstützt. Nicht zuletzt setzt sich die Volkshilfe mit Medien- und Kampagnenarbeit anwaltschaftlich für an Demenz Erkrankte und ihre pflegenden Angehörigen ein.

Danke an UnterstützerInnen!

Für die Unterstützung im Bereich Demenz dankt die Volkshilfe der Bank Austria, T-Mobile Austria und dem Wiener Städtischen Versicherungsverein sowie der media.at Agenturgruppe media.at. Außerdem dankt die Volkshilfe der D.A.S. Rechtsschutz für die Unterstützung des Fonds Demenzhilfe Österreich.

17. September 2018

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON

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