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Volkshilfe-Sozialbarometer:
Teurer Schulbesuch als Bildungsschranke

Neue repräsentative Umfrage zu Bildung und Armut

„Viele von uns haben noch das Bild vor Augen, dass der Schulbesuch gratis ist. Aber Schule kostet Geld. Das bekommen Tausende von Familien gerade zu Schulbeginn zu spüren. Armut darf aber die Bildungschancen der Kinder nicht verhindern", sagt Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich im Rahmen der heutigen gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Marie Jahoda – Otto Bauer Institut. Dass die Kosten für den Schulbesuch der Kinder gestiegen sind, meinen auch mehr als acht von zehn ÖsterreicherInnen, die im Rahmen des repräsentativen Sozialbarometers der Volkshilfe befragt wurden. Von jenen, die Kinder unter 15 Jahren im Haushalt haben, sehen sogar 90 Prozent die größer werdende finanzielle Belastung. Neben schulrelevanten Veranstaltungen wie Schulskikursen sind es insbesondere die Kosten für Nachhilfe, Selbstbehalte für Elternvereine oder Kopien sowie Schreibmaterialien, die ins Geld gehen.

Armut verhindert Teilhabe und Bildungschancen

Mehr als die Hälfte der Befragten (54%) kennt aus eigener Erfahrung mindestens ein Kind, das aufgrund der finanziellen Lage des Haushaltes nicht an einer Schulveranstaltung wie Schullandwoche oder Schulschikurs teilnehmen kann. Das hat Auswirkungen auf die betroffenen Kinder, wie Fenninger darlegt: „Wenn ein Kind nicht an schulrelevanten Veranstaltungen wie Schikursen teilnehmen kann, erlebt es das als ein Nicht-Dazugehören. Das ist mit Scham und Stigmatisierung verbunden. Und es führt dazu, dass der Bildungsweg von Kindern aus armutsbetroffenen Familien ein kürzerer als jener von Kindern aus wohlhabenden Haushalten ist." Auch eine Mehrheit der ÖsterreicherInnen teilt diese Einschätzung: Drei von vier Befragten (75%) sehen die Kosten für Nachhilfe, Nachmittagsbetreuung, Schreibwaren oder Sportwochen als Grund, warum Kinder aus armen Familien oft keine höheren Schulen besuchen können. Den Zusammenhang von sozialem und ökonomischem Status der Eltern mit der Bildungslaufbahn ihrer Kinder belegen auch Studien u.a. des Bildungsministeriums. Dazu Fenninger: „Dass Bildung immer noch vererbt wird, können wir so nicht hinnehmen. Allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft Zukunftschancen zu sichern, ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Denn eine gute Bildung vermindert das Risiko, in Armut zu geraten."

Öffentliche Finanzierung von Schulausgaben

Um schulrelevante Ausgaben auch für Kinder aus armutsbetroffenen Familien leistbar zu machen, müssen diese laut mehr als sieben von zehn befragten Personen öffentlich finanziert werden. Auch die Einführung einer Kindergrundsicherung findet in Österreich eine Mehrheit: Fast sieben von zehn Befragten stimmen dieser Forderung zu.

Bildungsgerechtigkeit ist Gebot der Stunde

Selten ist die Statistik so eindeutig wie im Bildungsbereich. 7 von 10 Kindern, deren Eltern zumindest einen Maturaabschluss haben wechseln ins Gymnasium, während nur 3 von 10 Kindern deren Eltern maximal einen Lehrabschluss haben diesen Bildungsweg wählen. „Viele Kinder können also ihre Talente nicht entfalten, weil der Bildungsstand sozial vererbt wird. Das muss nicht sein, denn Schule soll Begabungen fördern und allen Kindern gleiche Chancen bieten.", so Dr. Georg Hubmann, Geschäftsführer des Marie Jahoda – Otto Bauer Institutes.

Das Institut macht mit www.gerechtebildung.jetztauf diese Schieflage aufmerksam und die aktuellsten Zahlen des Bundesinstitutes BIFIE einem breiten Publikum zugänglich. Für Hubmann ist klar: „Die Fakten sprechen für eine ganztägige Gesamtschule, ideologische Ressentiments und Standesdünkel sprechen für manche leider immer noch dagegen!" Eine weitere zentrale Forderungen die sich aus den Zahlen ergibt ist die bedarfsgerechte Mittelfinanzierung: Mittels eines Sozialindex erhält die Schule je nach Bedarf mehr Ressourcen, um die Kinder gezielt zu fördern. Das verbessert die Leistungen der SchülerInnen und hilft gezielt die Talente der Kinder zu fördern. Das bringt insgesamt mehr Chancen unabhängig vom Bildungsstand der Eltern.

„Was wir daraus ableiten können, ist," so Fenninger „dass die ÖsterreicherInnen eine materielle Absicherung und somit einen Schutz vor Armutsrisiken besonders für Kinder wollen. Kinder müssen gefördert werden. Das bedeutet auch, dass wir die Sozialarbeit an den Schulen und für Familien in schwierigen Lebensbedingungen ausbauen müssen. Denn wir brauchen eine Schule, die alle Kinder fördert, unabhängig vom Einkommen und Bildungsstand der Eltern.

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29. August 2017

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