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Was kostet uns ein Österreich ohne Kinderarmut?

Volkshilfe und Europäisches Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung präsentieren Neuberechnung der Kindergrundsicherung.

Seit Jahren forscht die Volkshilfe intensiv an den schädigenden Folgen von Kinderarmut und deren Aufhebung durch eine Kindergrundsicherung. Mit der Neuberechnung der Kindergrundsicherung zeigt die Volkshilfe ganz konkret, wie man Kinderarmut drastisch senken könnte.

Im Rahmen einer Pressekonferenz haben die Volkshilfe und das Europäische Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung heute die Neuberechnung der Kindergrundsicherung vorgestellt und veranschaulicht, dass wir es uns als Gesellschaft leisten können Kinderarmut abzuschaffen.

Eine sozial gestaffelte „Familienbeihilfe“

Die Kindergrundsicherung ist vereinfacht gesagt, eine sozial gestaffelte „Familienbeihilfe“. Statt der aktuellen Familienbeihilfe würden dann alle Kinder 285 Euro monatlich bekommen. Geringverdiener*innen mit bis zu 40.000 Euro Haushaltseinkommen pro Jahr, würden zusätzlich zu den 285 Euro (universelle Komponente), einen nach Einkommen gestaffelten Betrag erhalten (einkommensgeprüfte Komponente). Armutsgefährte Familien mit bis zu 25.000 Euro Haushaltseinkommen würden den maximalen Betrag von 872 Euro pro Kind bekommen, das wären rund 23% aller Kinder.

„Die Höhe der Kindergrundsicherung bezieht sich auf das Referenzbudget der Schuldner*innenberatung für Kinder und Jugendliche 2022, das aufzeigt, was an Einkommen zur Verfügung stehen muss, um die Bedürfnisse von Kindern zu decken. Knapp drei Viertel der Ausgaben entfallen dabei auf Essen, Wohnen und Schule. Im Gegensatz zur Kinderkostenstudie bezieht sich das Referenzbudget darauf, was ein Kind braucht und nicht darauf, was für ein Kind de facto ausgegeben wurde, weshalb der Betrag etwas höher liegt. Wir sind damit näher an an dem, was Kinder für ein materielle Sicherheit, ein gesundes Aufwachsen und soziale Teilhabe brauchen.“, erläutert Hanna Lichtenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Kinderarmut bei der Volkshilfe.

567 Euro fallen dabei auf die materielle Versorgung, also Miete, Heizen, Essen, Kleidung, und Möbel. 134 Euro auf Schulkosten und Nachmittagsbetreuung. 127 Euro auf die soziale Teilhabe und 44 Euro auf die gesundheitliche Versorgung und Vorsorge.

Umverteilende Wirkung wäre enorm

Die Kindergrundsicherung würde die Familienbeihilfe, Alters- und Geschwisterstaffelung, den Mehrkindzuschlag, das Schulstartgeld und den Kinderabsetzbetrag ersetzen. Der Zuschlag für behinderte Kinder im Rahmen der Familienbeihilfe sowie Leistungen für Kinder über 17 Jahren würden jedoch erhalten bleiben. 

„Die Kindergrundsicherung würde 4,6 Mrd. Euro kosten. Die umverteilende Wirkung wäre jedoch enorm: Die Armutsgefährdung würde in der Gesamtbevölkerung auf 8,6% sinken und bei den 0 bis 17-Jährigen sogar auf 2,8%. Kinderarmut könnte so gut wie abgeschafft werden und auch für die verbleibenden Kinder würde sich die Lebensqualität deutlich verbessern.“, so Michael Fuchs vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, das die Einführung der Kindergrundsicherung in Österreich rechnerisch simuliert hat.

„Aus den letzten Jahren intensiver Grundlagenforschung mit armutsbetroffenen Kindern wissen wir: die Kindergrundsicherung wirkt. Belastungen und Schädigungen nehmen ab, Selbstvertrauen und Wohlbefinden nehmen zu, wenn armutsbetroffene Kinder eine regelmäßige finanzielle Unterstützung erhalten. Erlebnisse absoluter Armut treten in den Hintergrund, die Wohnung transformiert sich von einem Ort der Isolation zu einem Wohlfühlort und Kinder erleben mehr soziale Teilhabe.“, berichtet Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, Erkenntnisse aus der Kinderarmutsforschung.

Weniger Gesundheitsausgaben, mehr Mehrwertsteuereinnahmen

Neben dem Kindeswohl, stärkt das Bekämpfen von Kinderarmut auch unsere Gesellschaft als Ganzes. Eine Kindergrundsicherung bringt Konsumrückflüsse, Ersparnisse im Bereich Kindergesundheit und auf lange Sicht höhere Beiträge und geringere Sozialausgaben in der nächsten Generation.

„Gesündere Kinder und längere Bildungswege, bedeuten auch weniger Krankenstände und weniger Arbeitslose in der Zukunft. Bei jedem fünften Kind, das aktuell in Armut leben muss, ist es jedenfalls höchste Zeit zu handeln. Die Teuerungen und Nachwirkungen von Covid belasten Familien enorm, Kinder brauchen jetzt speziell Sicherheit.“, so Fenninger abschließend.

Foto Header: stock.adobe.com_bilanol

24. April 2023

Zur Presseaussendung

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Ruth Schink
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