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Betroffen von der Klimakrise

Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Klimaschutzministerin Gewessler und Sozialminister Rauch durften wir heute die Ergebnisse einer Studie zu den Belastungen armutsbetroffener Menschen durch die Klimakrise vorstellen.

Aus der Forschung wissen wir: Armutsbetroffene Menschen tragen in Österreich am wenigsten zur Klimakrise und dem Ausstoß von CO2-Emissionen bei, sind aber gleichzeitig diejenigen, die am meisten von den Konsequenzen betroffen sind. Wie diese Belastungen durch den Klimawandel konkret aussehen, haben wir in einer Studie für das BMK untersucht.

„Die Klimakrise und ihre verheerenden Auswirkungen sind eine große Bedrohung für uns alle. Leider treffen auch in Österreich die Folgen der Klimakrise Haushalte mit wenig Einkommen sehr viel stärker als den Rest unserer Gesellschaft. Die Studie zeigt, um wie viel stärker die Klimakrise armutsbetroffene Menschen trifft und was wir als Gesellschaft und in der Politik dagegen tun können.“, hielt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zu Beginn der Pressekonferenz fest.

Sozialminister Johannes Rauch bestärkte ebenfalls den Handlungsbedarf: "Wir müssen Sozialpolitik und Klimapolitik gemeinsam denken. Nur so können wir verhindern, dass die Folgen der Klimakrise soziale Ungleichheiten verschärfen."

Belastungen und Auswirkungen des Klimawandels

100 armutsbetroffene Familien wurden für die Studie zwischen März und Juli 2023 österreichweit befragt.

"Bei der Frage nach den Belastungen durch die Klimakrise, nennen armutsbetroffene Menschen allen voran gesundheitliche Probleme. Sie berichten etwa von einer stärkeren Belastung bei bestehenden Atemwegserkrankungen oder Arthrose, aber auch durch Schimmel. Alle Befragten in unserer Studie gaben an, entweder aktuell oder in der Vergangenheit Probleme mit Schimmel in der eigenen Wohnung gehabt zu haben. Wenn wir hier nicht ausreichend gegensteuern, machen wir diese Menschen nachhaltig krank.“, fasste Volkshilfe Direktor Erich Fenninger die zentrale Problematik zusammen.

Bei der Frage danach, vor welchen Extremwettern sich die Befragten am schlechtesten geschützt fühlen, wurde extreme Hitze am öftesten genannt, dicht gefolgt von Kälte. Als häufigster Grund für den unzureichenden Schutz wurde die Wohnsituation angegeben, wobei hier insbesondere fehlender Schatten in der eigenen Wohnumgebung oder eine unzureichende Isolierung der eigenen Wohnung genannt wurden.

Häufig schildern die Befragten, dass sie aufgrund von Hitze- oder Umweltbelastungen gerne den Wohnort verändern oder wechseln würden, doch die finanzielle Situation lässt dies nicht zu. Diese eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten und die Ohnmacht werden als große, zusätzliche Belastung erlebt.

Wie gering der ökologische Fußabdruck von Armutsbetroffenen ist, zeigten eindrücklich die Antworten zum Thema Flugreisen: 87 Prozent der Befragten sind entweder noch nie mit dem Flugzeug geflogen oder tun dies seltener als alle fünf Jahre. Nur zwei von 100 Befragten geben an, einmal pro Jahr zu fliegen.

Energiearmut findet sich als bekannnte Problematik in der Studie ebenfalls wieder. Die Umfrage zeigt, dass die Haushalte sehr wenig Energie verbrauchen. Aufgrund der Teuerung können sie sich die Energiekosten aber trotzdem oft nicht leisten. Oder wie es eine Mutter ausdrückt: „Ich war überrascht, warum ich so eine große Energierechnung bekommen habe, weil ich immer spare. Ich schalte die Waschmaschine nur ein oder zweimal pro Woche ein und das bei vier Kindern.“

Die Studienergebnisse in Zahlen:

  • Mehr als Dreiviertel (77 Prozent) der insgesamt 100 befragten Armutsbetroffenen geben an, besorgt oder sehr besorgt über die Klimakrise zu sein.
  • Nahezu alle Befragten empfinden die Klimakrise als ernstes, oder sogar sehr ernstes gesellschaftliches Problem.
  • Beinahe 80 Prozent der Befragten spüren die Auswirkungen der Klimakrise stark oder sehr stark in ihrem eigenen Leben.
  • Für die politischen Maßnahmen im Kampf gegen die Klimakrise zeigen sich hohe Zustimmungswerte, etwa dafür, mehr leistbare und gut isolierte Wohnungen zu errichten (89 Prozent) oder mehr finanzielle Unterstützung für einen Heizungstausch zur Verfügung zu stellen (84 Prozent).
  • Die meisten Befragten benötigen eine bessere Isolierung der Wohnung, brauchen mehr Möglichkeiten, sich während Hitzeperioden kostenlos abkühlen zu können und wünschen sich mehr Grünflächen in der Nähe der Wohnung
  • Fast 70 Prozent der Befragten waren schon einmal in der Situation, ihre Energierechnung nicht oder nicht rechtzeitig bezahlen zu können
  • Knapp 95 Prozent der Befragten versuchen, in ihrem Alltag Energie zu sparen.

15. März 2024

Rückfragen und Kontakt

Ruth Schink
ruth.schink@volkshilfe.at 
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