Fonds Demenzhilfe
Finanzielle Unterstützung: Schnell, unbürokratisch, wirksam
Seit 2011 setzt sich die Volkshilfe mit dem Fonds Demenzhilfe für armutsbetroffene Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ein. Der Fonds bietet finanzielle Hilfe sowie Zugang zu Informationen und Beratungsangeboten.
Im Gespräch erklärt Teresa Millner-Kurzbauer, Bereichsleiterin für Pflege & Betreuung/Demenzhilfe bei der Volkshilfe, wie der Fonds entstanden ist, wer dahintersteht und welche konkrete Unterstützung er bietet.
Wie ist der Fonds Demenzhilfe entstanden?
2011 wurde in Gesprächen mit den Pflegedienstleiter*innen der Volkshilfe-Landesorganisationen deutlich, dass Demenz eine enorme Herausforderung darstellt. Betroffene und Angehörige waren oft uninformiert, Therapien schwer leistbar, und das Pflegepersonal zunehmend überfordert. Gemeinsam mit Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger entwickelte ich daraufhin ein Konzept zur gezielten Unterstützung armutsbetroffener Menschen. Durch die Zusammenarbeit mit einer Schweizer Stiftung, die bereits Gesundheits- und Pflegeprojekte förderte, konnte der Fonds Demenzhilfe ins Leben gerufen werden. Die Stiftung wurde durch freie Spenden finanziert und arbeitete gezielt mit der Volkshilfe zusammen.
Warum liegt der Fokus des Fonds auf der Pflege zu Hause?
Es war uns und der Stiftung ein besonderes Anliegen, jene Menschen gezielt zu unterstützen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Sie leisten oft rund um die Uhr Betreuung, stehen vor enormen Herausforderungen und erhalten nur unzureichende Unterstützung. Der Fonds soll ihnen konkret Entlastung bieten.
Wie hat sich der Fonds im Laufe der Zeit weiterentwickelt?
2019 erhielt die Volkshilfe eine bedeutende Erbschaft von einer verstorbenen Ärztin, die jahrelang ihren an Demenz erkrankten Ehemann gepflegt hatte. In ihrem Testament bedachte sie den Fonds Demenzhilfe großzügig und vermachte unter anderem elf Immobilien. Diese außergewöhnliche Spende verlieh dem Fonds neuen Auftrieb und ermöglichte die Umsetzung zusätzlicher Projekte – darunter zweijährige Beratungsangebote für pflegende An- und Zugehörige von Menschen mit Demenz .
Wer kann Unterstützung beantragen?
Der Fonds richtet sich an armutsgefährdete Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen. Anträge können einmal pro Jahr von den Betroffenen selbst, ihren Angehörigen oder gesetzlichen Vertreter*innen gestellt werden. Die Einkommensgrenze orientiert sich an der Armutsgefährdungsschwelle laut Statistik Austria (€ 1.661 für Einzelpersonen, € 2.491,50 für zwei Erwachsene). In besonderen Fällen, wie z.B. bei hohen Energiekostennachzahlungen oder notwendigen Wohnraumanpassungen, kann auch bei einem etwas höheren Einkommen eine Förderung gewährt werden.
Wie kompliziert ist die Antragstellung?
Wir haben den Antrag bewusst so niederschwellig wie möglich gestaltet. Es sind nur wenige Unterlagen erforderlich:
- Einkommensnachweis (z. B. Pensionsbescheid oder Kontoauszug)
- Offizieller Demenznachweis (ärztliches Attest, psychologischer Test oder Pflegedokumentation – ein bloßer Verdacht auf Demenz reicht leider nicht aus)
- Nachweis der Pflegestufe (meist im Pensionsbescheid enthalten)
Die Einkommensgrenzen richten sich nach den aktuellen Richtsätzen von Statistik Austria, die jedes Jahr im April veröffentlicht werden.
Wie oft kann man Unterstützung beantragen?
Einmal pro Jahr. Mehrere Anträge innerhalb eines Jahres sind nicht möglich, da dies unter Umständen zur Anrechnung auf andere Förderungen – etwa die 24-Stunden-Betreuung – führen könnte.
Gibt es Rückmeldungen von Betroffenen?
Ja, viele Angehörige schreiben uns. Besonders häufig sind es Frauen, die ihre Angehörigen pflegen. Sie berichten, dass sie dank unserer Hilfe einen warmen Winter hatten oder endlich ein Tageszentrum für ihren Angehörigen finanzieren konnten. Oft handelt es sich um kleinere Beträge, manchmal nur 300 Euro – doch selbst dieser Betrag kann eine große Erleichterung bringen.
Warum lohnt es sich, einen Antrag zu stellen?
Der Antrag ist in fünf Minuten erledigt, da die meisten Menschen die nötigen Unterlagen bereits zu Hause haben. Falls es Fragen gibt, stehen
Wir sind für Sie da
Mit finanzieller Unterstützung und persönlicher Beratung bei Demenz
Wenn Demenz den Alltag übernimmt, steht oft die ganze Familie unter Druck – körperlich, seelisch und nicht selten auch finanziell.
Genau hier hilft die Volkshilfe Österreich mit einem starken, zweigleisigen Angebot:
- Der Fonds Demenzhilfe bietet rasche und unbürokratische finanzielle Unterstützung.
- Die Demenzhilfe der Volkshilfe steht pflegenden Angehörigen mit persönlicher Beratung, Begleitung und praktischer Entlastung zur Seite.
Schon kleine Förderbeträge können spürbar entlasten. Gezielte Beratung bringt Sicherheit und neue Kraft im oft herausfordernden Pflegealltag.
Beide Unterstützungsangebote – finanzielle Hilfe und persönliche Begleitung – leisten einen wichtigen Beitrag, um pflegende Angehörige zu entlasten und Lebensqualität zu sichern.
Beratung, die ankommt Oft beginnt der Weg zur passenden Unterstützung mit einem einfachen Fragebogen. Er schafft einen ersten Überblick über das, was im Pflegealltag wirklich belastet. In einem persönlichen Gespräch hören die Fachleute der Volkshilfe genau hin: Welche Herausforderungen stellen sich im Alltag? Welche Form der Entlastung ist hilfreich?
Gemeinsam wird erarbeitet, welche Unterstützungsangebote sinnvoll sind – etwa Betreuungsstunden, gezieltes Gedächtnis- oder Entspannungstraining, psychosoziale Begleitung oder schlicht mehr Freiraum im Alltag. Dabei werden umfassende Informationen bereitgestellt,
„Für uns war sofort klar,dass wir Entlastung brauchen“, erzählt eine Pflegende aus Wien, die mittlerweile regelmäßig von Entlastungsangebote der Volkshilfe profitiert.
Gemeinsam wird erarbeitet, welche Unterstützungsangebote sinnvoll sind – etwa Betreuungsstunden, gezieltes Gedächtnis- oder Entspannungstraining, psychosoziale Begleitung oder schlicht mehr Freiraum im Alltag. Dabei werden umfassende Informationen bereitgestellt, passende Kontakte vermittelt – und das Gefühl gestärkt, in der Pflege nicht allein zu sein.
Begleitung, die trägt In Österreich leisten vor allem Frauen rund zwei Drittel aller häuslichen Pflegearbeiten. Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist ein tägliche Herausforderung – genau hier setzen die mobilen Angebote der Volkshilfe an.
„Mein Mann blüht im Tageszentrum regelrecht auf – das gibt uns beiden neuen Alltagssinn.“, erzählt eine Ehefrau aus Niederösterreich.
Hauskrankenpflege und Heimhilfe werden vermittelt, warme Mahlzeiten nach Hause geliefert oder Notruftelefone bereitgestellt. Wenn die Betreuung zu Hause an ihre Grenzen stößt, bieten Senior*innenzentren oder betreute Wohnformen der Volkshilfe Unterstützung. Ergänzt werden diese Angebote durch psychosoziale Beratung, Besuchsdienste und soziale Alltagsbegleitung – damit niemand in der Pflege allein bleiben muss.
“Ohne eure Unterstützung wäre unser Winter schlicht unbeheizt geblieben.“ (Pflegender Sohn, Niederösterreich)
Solche Rückmeldungen zeigen: Schon kleine Beträge können existenzielle Erleichterung bringen. Ganzheitlich denken – individuell handeln Jede Familie ist anders. Jeder Pflegealltag stellt andere Anforderungen. Deshalb setzt die Volkshilfe auf maßgeschneiderte, ganzheitliche Lösungen – mit Beratung, Begleitung und finanzieller Unterstützung.
„Ich musste meine Arbeitszeit reduzieren, um die Betreuung zu schaffen. Der Fonds hat mir geholfen, finanzielle Einbußen abzufedern.“ (Pflegende Angehörige)
Das Ziel ist klar: Pflegende Angehörige sollen entlastet werden – finanziell, emotional und organisatorisch. Damit Raum bleibt für das, was wirklich zählt: Zeit und Würde im Leben mit Demenz.
„Dank des Fonds konnten wir endlich einen Pflegebettenlift besorgen, ohne monatelang zittern zu müssen.“
Finanzielle Unterstützung durch den Fonds Demenzhilfe
Oft ist es ein kleiner Zuschuss, der Großes bewirkt. Seit 2011 hat der Fonds insgesamt 693.488 Euro an pflegende Angehörige ausbezahlt – im Schnitt 507 Euro pro Antrag.
Einmal jährlich kann ein Antrag gestellt werden – schnell, unkompliziert und ohne bürokratische Hürden. Gefördert werden etwa:
- Betreuung und Entlastungsstunden
- Urlaubspflege
- Pflegehilfsmittel wie Lagerungshilfen oder Treppenlifte
„Man muss sich Pflege leisten können“
Wie der Fonds Demenzhilfe der Volkshilfe Familien unterstützt – ein Erfahrungsbericht von Maria Andorfer, die ihre Mutter pflegt
Die Pflege von An- und Zugehörigen mit Demenz ist emotional und organisatorisch herausfordernd – besonders auf dem Land. Maria Andorfer kennt das: Ihre 95-jährige Mutter lebt in einem abgelegenen Dorf in Oberösterreich und wird von Angehörigen sowie einer Betreuerin gepflegt. Wenn Pflege zur Kostenfrage wird Trotz Pflegegeld und organisierter 24-Stunden-Betreuung reicht das Geld oft nicht aus. Die Mutter lebt von einer kleinen Pension, wie viele ältere Frauen am Land. „Der tatsächliche Aufwand ist viel teurer als das, was man bekommt. Pflege zu Hause muss man sich leisten können“, sagt Maria Andorfer.
„Wir schaffen das nur, weil wir neun Kinder sind. Andere haben diese Chance nicht.“
Zuwendung, die entlastet Der Fonds Demenzhilfe der Volkshilfe Österreich wurde ins Leben gerufen, um dort zu helfen, wo staatliche Leistungen enden. Maria Andorfers Familie konnte damit eine Alarmmatte finanzieren – sie verhindert, dass die Mutter nachts stürzt.
„Diese Hilfe ermöglicht Pflege, die über das Allernotwendigste hinausgeht.“
Weg zur Unterstützung: niederschwellig und respektvoll Den Hinweis auf den Fonds bekam Maria Andorfer von einer engagierten Demenzberaterin – ohne sie hätte sie nie davon erfahren. Auch der Antrag selbst war problemlos auszufüllen und gut verständlich. Was ihr besonders auffiel: „Beim Pflegegeld fühlt man sich oft, als würde man etwas erschleichen. Beim Fonds hingegen hatte ich nie das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Da war Respekt spürbar.“
Dankbarkeit als Haltung Nach der Unterstützung schrieb Maria Andorfer einen bewegenden Dankesbrief. „Wenn man etwas bekommt, worauf man keinen Anspruch hat, sagt man Danke. Das habe ich von meiner Mutter gelernt, die sich selbst für warmes Wasser oder gutes Essen bedankt.“
Appell an die Politik: Pflege daheim ernst nehmen Andorfer fordert mehr Förderung für häusliche Pflege. „Alleinstehende können sich das oft gar nicht leisten – und ein Platz im Heim ist für den Staat teurer. Das ergibt keinen Sinn.“ Vor allem am Land brauche es zentrale, gut erreichbare Anlaufstellen: „Das Schlimmste ist, wenn man allein dasteht und keine Ahnung hat.“
Pflege braucht Unterstützung Maria Andorfers Geschichte steht für viele Familien, die Pflege mit Herz und viel Engagement leisten – oft bis an die Belastungsgrenze. Der Fonds Demenzhilfe bietet konkrete, unbürokratische Entlastung – genau dort, wo sie gebraucht wird.


Foto Header © Volkshilfe