Über 90 Prozent wollen Kinderarmut bekämpfen
Volkshilfe-Sozialbarometer
91 % der Menschen in Österreich wollen Kinderarmut bekämpfen – 65 % befürworten Steuer auf große Erbschaften
Die aktuelle Ausgabe des Volkshilfe-Sozialbarometers zeigt ein klares Bild: Die anhaltende Teuerung zwingt viele Menschen zu Einschränkungen, während der Wunsch nach mehr sozialer Absicherung und gerechter Verteilung in Österreich groß ist.
Teuerung trifft breite Bevölkerung – besonders armutsgefährdete Haushalte
Laut der repräsentativen Befragung des Forschungsinstituts FORESIGHT müssen sich 61 % der Menschen bei alltäglichen Ausgaben wie Ernährung, Mobilität oder Freizeit einschränken. Besonders betroffen sind Haushalte mit niedrigem Einkommen: 87 % jener mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500 € spüren die Teuerung massiv. Nur 11 % der Befragten fühlen sich von Preissteigerungen gar nicht betroffen – 2022 war es noch jede*r Fünfte.
Kinderarmut: drängendes Anliegen für neun von zehn Befragten
Trotz aller Krisen bleibt die Haltung der Menschen klar: 91 % stufen das Ziel, Kinderarmut bis 2030 zu halbieren, als sehr wichtig ein. „Diese Zustimmung ist ein Auftrag an die Politik“, sagt Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger. „Kinder raus aus der Armut heißt: raus aus der Sozialhilfe, hin zu einer eigenständigen Kindergrundsicherung.“
Starke Zustimmung zu sozialer Absicherung und Unterstützung bei Arbeitslosigkeit
Ebenfalls 91 % halten eine Sozialhilfe, die Armut und Ausgrenzung verhindert, für eine zentrale staatliche Aufgabe. 74 % sprechen sich dafür aus, arbeitslose Menschen stärker zu unterstützen – etwa durch Qualifizierungs- und Arbeitsmarktprogramme. Besonders Menschen mit geringem Einkommen fordern mit 92 % Zustimmung gezielte Hilfe, um langfristig Arbeit zu finden.
Erbschaftssteuer findet breite Zustimmung
Fast zwei Drittel (65 %) der Befragten unterstützen die Einführung einer Steuer auf große Erbschaften ab einer Million Euro – als Beitrag zur Budgetsanierung. Eine solche Steuer würde laut Berechnungen rund 1,5 Mrd. € bringen und nur 0,2 % der Erb*innen betreffen. „Wer vom Leistungsprinzip spricht, sollte beim Erben beginnen“, betont Fenninger. „Denn Erben ist das Paradebeispiel für leistungsloses Einkommen.“
Forderungen der Volkshilfe
Die Ergebnisse bestätigen, was die Volkshilfe seit Langem fordert:
- Inflation effektiv bekämpfen: durch Preistransparenz, Preiskommissionen und Deckelungen bei Mieten und Energie.
- Sozialhilfe reformieren: österreichweit einheitliche Mindest- statt Höchstsätze, angepasst an reale Lebenshaltungskosten.
- Kindergrundsicherung einführen: auf Basis des 3-Säulen-Modells der Volkshilfe – Kombination aus Sach- und Geldleistungen.
- Mehr Unterstützung für Arbeitssuchende: durch Qualifizierung, Jobgarantie-Projekte und faire Löhne.
- Erbschafts- und Vermögenssteuern: für mehr Gerechtigkeit und stabile öffentliche Finanzen.
„Wir müssen Armut strukturell bekämpfen“
„Was wir derzeit erleben, ist eine Politik, die nicht Armut bekämpft, sondern die Armen“, sagt Fenninger. Hanna Lichtenberger, Leiterin der Forschung und Sozialpolitik der Volkshilfe, ergänzt: „Unsere Daten zeigen, dass die Bevölkerung soziale Sicherheit will. Die Regierung darf diese klare Botschaft nicht ignorieren.“
Zur Studie
Der Volkshilfe-Sozialbarometer wird mehrmals jährlich vom Institut FORESIGHT Research durchgeführt. Für die aktuelle Erhebung wurden 1.019 Personen ab 15 Jahren zwischen Juli und August 2025 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die österreichische Bevölkerung.